Oktober 2019

DER MONAT DES HUSTENS.

So war’s noch nie. Kurz und knackig. Sehr leserfreundlich also. Kein unnötiges Gesabbel – Information pur. Bleibt nur eine Frage offen: Warum hatte eigentlich im Oktober jeder nen Husten? Ist euch das aufgefallen?


SEEED-Konzert in Stuttgart
Das Marketing war grandios: neongrüner Hintergrund mit pinker Schrift – es schrie. Publiziert lange vor dem Ticketvorverkauf und auch lange vor der ersten Singleauskopplung des neuen Albums. Über 2 Jahre waren Seeed nichtmehr auf Tour. Die Tickets waren innerhalb weniger Minuten ausverkauft. Ich hatte zum Release keines mehr bekommen. Dennoch konnte ich kurz vor der Veranstaltung noch 2 Tickets sichern, zwar für 30 € mehr pro Karte, aber immerhin waren wir dabei. Seeed gehört zu meinen Lieblingsbands und ebenfalls mit zu meinen top Live-Performern, was sich nicht immer unbedingt die Waage hält. Beispiel? Gerne: Casper oder Skunk Anansie – beides mega Live-Acts, beides gar nicht meine Mucke. Oder: ich höre gerne mal Kraftklub – geht live gar nicht. 

Ich war mit Vanessa, Momo und Manu in der Schleyer-Halle. Und ja, es war ein gutes Konzert. Aber ich habe Seeed schon so abliefern sehen, da war dieser Auftritt einer der schwächeren, was nicht zuletzt am neuen Album liegt, in das man sich schon sehr reinhören muss bis man es gut findet. Seeed erfindet sich mit dem aktuellen Album BAM BAM gefühlt komplett neu. Es ist ungewohnt, aber nicht schlecht. Der zweite Punkt den ich immer wieder beobachte, ist das Stuttgarter Publikum. Stuttgart geht einfach nicht genug ab. Schade. Der dritte Punkt den ich sehr untypisch fand: Es wurden bekannte Beats anderer Künstler mit Seeed-Songs gemischt. Kannte ich so nicht, oder es war mir nicht bewusst. Aber gut. Wir hatten dennoch Spaß und nen guten Abend.

Das nächste Seeed-Konzert sehe ich Mitte November in Hamburg. Ich bin sehr gespannt auf das Hamburger Publikum. Hamburg bitte rock mich. Mehr darüber im Jahresrückblick 2019.


Die neue Bar und ein besonderes Corporate Design
Die neue Bar im Stuttgarter Westen heißt BLAU. Der Name ist von der Innenarchitektur abgeleitet. Auf den ersten Blick sehr geometrisch und hochmodern wirkend, orientieren sich die Räumlichkeiten allerdings unter anderem an Bildern von Caspar David Friedrich. Beispielweise die Kreidefelsen von Rügen, oder das Bild „Die Lebensstufen“ mit den drei Schiffen auf dem Meer – beides eher schwere Bilder. Auch die unterschiedlichen Blautöne des Hauptraums sind von einem Stilelement der Malerei hergeleitet: der Verblauung, die in der Hochrenaissance Anwendung fand, und für die Darstellung des Tiefenraums angewandt wurde. Mit unterschiedlichen Blautönen erzeugten die Maler Tiefe im Bild. Auch auf Fotografien kann man eine Verblauung erkennen.

Ich habe schon mehrere Andeutungen zur Entstehung dieses Corporate Designs gemacht (siehe Rückblick Oktober 2018 oder Rückblick Juli 2019). Doch nun ist es amtlich und ich kann offen darüber sprechen. Wer steckt dahinter? Keine Geringeren als die Macher des Lumen und der Metzgerei, beide Lokale befinden sich ebenfalls in Stuttgart-West. Auch hier setzte das Ehepaar Yogurtcu in gewohnter Manier wieder auf die Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro SOMAA, das sich für die neue Bar ordentlich ins Zeug gelegt hat, wie man schon an der Herleitung des Raumkonzepts sehen kann.

Eine besondere Bar, braucht auch ein besonderes Corporate Design. Yilmaz Yogurtcu wollte etwas Neues wagen: die Bar sollte kein Logo bekommen, die Farbe allein sollte für sich sprechen. Gesagt, getan. Herausfordernd? Auf jeden Fall. Soviel vorab: Es war Pionierarbeit – behaupte ich hier jetzt mal ganz frech, da ich bei meiner Recherche keine Marke ausfindig machen konnte, die ohne Logo funktioniert. Ihr kennt eine? Gerne her damit.

Wie es mir gelang ein Corporate Design ohne Logo zu erstellen, erkläre ich in einem gesonderten Blogartikel, das würde hier den Rahmen sprengen. Bis dahin lasse ich Bilder sprechen, ziehe den Hut vor einem weiteren individuellen Gastro-Highlight in der Stuttgarter Westside und freue mich, bei diesem Projekt dabei gewesen zu sein. BTW: Auch die Getränkeauswahl sowie die monatlich wechselnden Tapas können sich sehen und vor allem schmecken lassen – schaut einfach mal vorbei (Breitscheidstraße 133, Stuttgart, Eingang über Schwabstraße).


Zu Gast beim Gmund Unfolded Festival
Das war ein nettes kleines Seminar. Das Unfolded Festival fand heuer zum 2. Mal statt. Dementsprechend ist da noch etwas Luft nach oben. Vor allem bei den Sprechern, aber der Reihe nach.

Die Ausstellung und die Organisation:
Beides super. Für Essen, Trinken, Parkplätze, Shuttles und den ganzen organisatorischen Rest wurde sehr gut gesorgt. Das Personal war immer freundlich und über alles gut informiert, um auf jede Frage eine Antwort zu haben.

Die Ausstellung fand ich sehr facettenreich und von der Größe optimal. Die einzelnen Stände waren in der Druckerei zwischen den Maschinen aufgebaut. Ich konnte einige interessante Kontakte knüpfen und habe gute Gespräche geführt, unter anderem mit der Inhaberin von Clormann Design, dem Paperwolf und der Druckerei Vollherbst Etiketten, mit denen ich 2018 das Mosaik Gin Etikett realisierte.

Die Preisverleihung:
Manche Entscheidungen der Jury, kann ich bis heute nicht nachvollziehen. Besonders eine Einladungskarte, die für die außergewöhnlich gute Gestaltung gelobt wurde, war milde gesagt, nicht das Papier wert auf dem sie gedruckt wurde. Ich bekam stellenweise den Eindruck, das vielleicht eine politische Entscheidung hinter manchen Preisvergaben stand oder das Gmund-Papier, das dafür benutzt wurde, in den Mittelpunt gerückt werden sollte – aber das sind nur Spekulationen.

Die Werksführung:
Die Werksführung fand ich unglaublich interessant. Schon allein deswegen hat sich die Anfahrt für mich gelohnt.

Die Vorträge:
Die Sprecher waren allesamt gut, aber so richtig in Erinnerung blieb mir nur der 20-minütige Vortrag von Benedikt Böckenförde, dem CEO der VISUAL STATEMENTS GmbH (VS). Jeder kennt, teilt und kommentiert die Sprüche die sich auf Facebook und Instagram fast schon inflationär verbreiten. Niemals hätte ich gedacht, dass sich dahinter eine so clevere Strategie verbirgt. Insgesamt arbeiten ca. 30 Leute bei VS. Einige davon machen nichts anderes, als Internet-Trends zu recherchieren. Zum Beispiel wurde der Einhorn-Trend von VS entdeckt und gepuscht. Zudem gibt es einige Untermarken, wie Verswand, Wordporn, oder Vollzeitprinzessin, die alle ebenfalls zur VS-Familie gehören und nach dem gleichen Prinzip funktionieren. Es ist so simpel wie genial: jeder Content von VS und Konsorten muss a) „engaging“, also einnehmend und b) „transferable“, also übertragbar sein.

Unter „engaging“ fallen folgende Kriterien: 
wertvoll: hat der Content Gehalt?
shareable: ist der Content teilbar, also teilen ihn Leute auf der eigenen Pinnwand?
authentisch: ist der Content glaubwürdig, bzw. könnte er real sein?

Der Content ist „transferable“ wenn:
Das Storytelling passt und somit auf ein Co-Branding übertragbar ist. Also ebenfalls auf einem anderen Produkt, zum Beispiel einer Tasse, einem Shirt oder einem Mousepad funktioniert.

Viel wichtiger als Likes sind bei einem Post übrigens die Interaktionen, also wie oft der Post geteilt und wie oft er kommentiert wird. Danach wird der Erfolg des Posts gemessen.

Und wie verdient VS Geld? Indem Sie Content für andere kreieren. Sie wissen anhand der Interaktionen eines Posts, welcher Spruch gut funktioniert und münzen diesen auf die Marke um, die Content benötigt. Schlichtweg genial. Hier ein Beispiel:

Mein Fazit: 
Das kann man sich auf jeden Fall mal anschauen, schon allein wegen der gemütlichen Atmosphäre, der Gastfreundschaft, der schönen Umgebung und der abwechslungsreichen Ausstellung. Für die Vorträge würde ich mir mehr internationale Sprecher wünschen. Bei der Vergabe der Preise sollte mehr Wert auf die Gestaltung und das Zusammenspiel von Idee, Design und Papier gelegt werden. Bei allem anderen: weiter so! 

 

Ausblick November 2019 
Über folgende Themen berichte ich im Rückblick November: 

  • Scott Bradlee’s Postmodern Jukebox – Swing in Karlsruhe.
  • Cassoulet-Essen bei Wankmüllers.
  • Corporate Design für eine Goldschmiede.