August-September 2021

MIX AND MATCH

Ausnahmsweise mal zwei auf einen Streich. Einfach, weil der September schneller um war als gedacht und ich einfach nicht zum Bloggen gekommen bin, gibt’s jetzt nen Monatsrückblick XXL. Ich empfehle dazu einen wild-heftigen Wein, um sich Mut und Laune aus dem Glas zu saugen.

Der Umbau wird teurer als gedacht
Unlängst wurde ich „Lebemann“ genannt. Laut Definition ist das ein eleganter, reicher Mann, der im Luxus lebt und dem sinnlichen Genuss ergeben ist. Da musste ich mal kurz laut lachen, als ich diese Erklärung bei Google fand. Denn jeder, der mich mal auf einem Festival oder einem Konzert gesehen hat, sucht den eleganten Mann vergeblich. Auch von Reichtum kann keine Rede sein. Nicht im Geringsten. Jetzt schon garnichtmehr, da der Umbau nun wahrscheinlich das fast dreifache vom ursprünglich geplanten Budget verschlingt. Wie ich das finanziere? Mit einem kleinen Erbe und einer sehr entgegenkommenden Bank. Gut, die Renovierung steigert den Wert der Wohnung und das weiß auch der Finanzdienstleister meines Vertrauens.

Das Geld ist halt so eine Sache – leider bin ich nicht bereit Abstriche bei der Ausstattung zu machen, was natürlich dem Kontostand nicht gerade gut tut, von dem ich aber überzeugt bin, dass es sich lohnt.

Das Nervenkostüm flattert halt mittlerweile etwas im Wind. Ein Umbau macht mürbe – weiß ich jetzt. Er ist mit Liebe und Hass, Blut, Schweiß und Tränen verknüpft. Ein Umbau ist Hardcore – weiß ich jetzt. „Aber es rentiert sich.“ sag ich mir immer. „Ich mache das nie wieder!“ sage ich weiter. „Nur ein einziges mal.“ Ich schwöre. Was hoffentlich bleibt, ist der sinnliche Genuss, welchem sich der Lebemann ergibt – ein Schuft, wer böses dabei denkt.

Gentleman-Konzert
„Nicht meine Musik ...“ war meine Reaktion auf die Frage von Simon, ob ich mit zum Gentleman-Konzert möchte, weil er noch eine Karte übrig hat. „... aber ich höre mir mal ein paar Songs von ihm an“ ergänzte ich. Ich muss sagen, die Songs die Jul, nach meiner Bitte seine Top five zusammenzustellen, ausgewählt hat, haben mich zumindest soweit überzeugt überhaupt mitzukommen. Außerdem war es das erste Livekonzert seit sehr langer Zeit. Aber von vorne. Mit dabei waren die üblichen Verdächtigen, mit denen ich gerne gute Konzerte besuche: Mo, Huy, Simon, Jul sowie Juls Freundin Micha, die ich am Konzerttag erst kennengelernt habe. Micha ist sympathisch und aufgeschlossen. Wenn Micha Merchandise hätte, würde ich sicher ne Basecap kaufen. Aber ich komme vom Thema ab.

Das Konzert war vor der Stadtmauer Rothenburgs (ob der Tauber). Im Taubertal, unterhalb Rothenburgs, findet normalerweise zu dieser Zeit immer das Taubertal-Festival statt, was dieses Jahr aus bekannten Gründen leider schon zum zweiten mal ausgefallen ist. Stattdessen konnten die Veranstalter des Festivals aber den Parkplatz vor der Rothenburger Stadtmauer für Konzerte unter dem Motto „Taubertal City Limits“ benutzen. Das Festival ist eigentlich ein Pflichttermin in meinem Freundeskreis, weswegen das Gentleman-Konzert zumindest ein bisschen Festival-Feelings bringen sollte.

Simon war zufällig in Tübingen und gabelte mich in Stuttgart auf. Wir fuhren Richtung Heimat zu Mo. Dort angekommen empfängt Mo uns mit Kaltgetränken. Als die anderen eintreffen, pilgern wir los nach Rothenburg. Mo fährt. Selbstlos. Wie so oft. Danke Mo.

Dort angekommen, durchlaufen wir die bayerischen Corona-Rituale: Impfnachweiß zeigen, in der Corona-App anmelden und den Hinweis entgegennehmen: „alle Laufwege bitte nur mit Maske“. Anschließend Tickets zeigen, Bier holen und Plätze einnehmen. Es war in zwei Blöcken, die durch einen Mittelgang abgetrennt waren, aufgestuhlt. Wir wurden von einem Platzanweiser gesetzt. Zwischen den einzelnen Personengruppen wurden immer 3 Plätze als Corona-Puffer freigehalten. Ich schreibe das bewusst, da es ja hoffentlich zukünftig wieder Konzerte unter normalen Bedingungen geben wird, und uns diese absurde Notwendigkeit der aktuellen Situation dann nur noch als Schatten in Erinnerung bleiben wird. Himmel. Schon wieder schweife ich ab.

Vorband ist Jupiter Jones. Sagt mir was. Hatte man nen Hit (Still). Die restlichen Songs kenn ich nicht. Dann Gentleman. Er liefert. Es ist wie so oft: Wenn man bei Konzerten nichts bis wenig erwartet, haut einen die Performance meist um. So auch hier. Die Stimmung ist ausgelassen. Die Bestuhlung steht nur noch zu Zierde da, das Publikum zappelt. Man spürt, dass die Leute hungrig sind. Hungrig nach Konzerten, Tanzen, Feiern und vor allem hungrig nach Normalität. Mann kann es nicht verdenken. Die Abstinenz war lange. Der Bogen war stramm gespannt. Der Pfeil bereit zum Schuss. Gentleman-Beats, gepaart mit Euphorie und Bewegungsdrang treffen voll in Schwarze.

Ob ich mir ihn nochmal live anschauen würde, weiß ich nicht. Was ich aber weiß, dass der Abend mega war. Konzert, Stimmung und Gesellschaft – geht fast nicht besser. Und ich so: Feelings, wo wart ihr so lange?

Das Sommerloch nutzen
So lautete der Plan. Ein bisschen verreisen. Die Stuttgarter Cafés und Bars unsicher machen und viel draußen sein. Erfahrungsgemäß ist in den Sommermonaten bei der Arbeit eher weniger los, was das dann zum Beine hochlegen und den Stadtsommer genießen einlädt.

Und dann dieses Wetter. Urlaub und Ausflüge waren wegen des Umbaus gestrichen aus finanziellen und zeitlichen gründen. Das ist einfach nicht drin, wenn man die freien Slots der unterschiedlichen Gewerke bestmöglich ausnutzen möchte. Und das möchte ich. Sonst dauert die ganze Chose noch länger. Aber mittlerweile geht es voran, was beruhigend ist.

Aber was habe ich gemacht, statt das Sommerloch gut zu nutzen? Wenn ich ehrlich bin, weiß ich das nicht so recht. Gefühlt war ich nicht produktiv. Kaum gebloggt, kaum liegengebliebenes abgearbeitet und die nur wenigen und kleinen Kundenprojekte zwar umgesetzt, aber kaum wahrgenommen. Hm. Auf gut Deutsch: ich bin rumgeeiert. Oder auf Neudeutsch: ich war am struggeln. Hab ein bisschen meine Wunden geleckt und nichts so wirklich auf die Reihe bekommen. Aber warum. So bin ich eigentlich nicht. So situationsmüde. So ausgelaugt und kraftlos.

Unlängst meinte ein Freund zu mir: „Jammern füllt keine Kammern“ und recht hat er. Anfang September habe ich mich dann wieder auf den Sattel geschwungen. Große Projekte angenommen, bearbeitet und bereits abgerechnet. Grobe Urlaubspläne für 2022 geschmiedet, ein privates Kooperationsprojekt mit Miriam Popov aus Ingolstadt gestartet, viel gelesen und gute Filme gesehen.

Manchmal muss man sich vielleicht auch ein bisschen neu sortieren. Sich und Vorhaben hinterfragen. Struggeln. Die Mitte wiederfinden, um dann wieder Vollgas zu geben. Los geht’s. Feuer frei.

Liam Gallagher in Stuttgart
... und zwar auf der Jazz Open. „Passt jetzt nicht so ganz ...“ denkt ihr vielleicht, aber mittlerweile ist die Jazz Open eher ein Festival mit den unterschiedlichsten Künstlern die teilweise nichts mit Jazz am Hut haben. Zum Beispiel Cro, oder Sting.

Die Vorband (Imelda May) taugt und das Gallagher-Konzert selbst ist dreckig und laut und wundervoll… so dreckig und laut und wundervoll wie es auf dem Schlossplatz sein kann. Für einen kurzen Moment erscheint es so, als ob Livekonzerte nichts verlernt und nie pausiert hätten. Es riecht nach Schweiß, Leder, Rauch und Bier. „Livekonzert es riecht nach dir.“ reime ich leise für mich. Alles ist wie damals vor dem „Big-C“. Leicht tipsy nach dem dritten Bier fließt die Musik in die Glieder und ich kann nichtmehr still stehen – Tanzfüße. Ich bin im Glück und merkte schnell, was mir gefehlt hat.

Und trotzdem liegt ein Schatten auf dem Konzert. Wie Jahre zuvor bei den anderen 50 % von Oasis: Noel Gallagher and the high flying birds, damals beim Southside Festival.

Ohne einander sind die Brüder leider nur 50 % vom runden Ganzen und die Soloalben kommen nicht an die Discografie von Oasis ran. Das wird besonders deutlich bei der Zugabe „Wonderwall“. Manchmal sollten sich Brüder wieder vertragen. Nie war ein Schatten besser geeignet zum darüberspringen. Los Gallaghers, los.

Der Schutt ist raus!
Zum Glück. Das war ein Act. Gefühlte 6 Tonnen Bauschutt, bestehend aus Ziegelsteinen, Trümmern und Schutt, Gipskarton und Holz landeten in insgesamt Fünf Containern à 3,5 Kubik. Drei Stück randvoll mit Bauschutt, ein gemischter Container und einer nur mit Gips(karton). Die Helden dabei? Meine fleißigen Helferinnen und Helfer Babs, Mari, Caro, Dani, Flo, Julien und Thomas haben an einem beziehungsweise zwei Tagen ordentlich angepackt, um alles über den Aufzug in die Container zu schaffen. Alleine hätte ich das niemals in der kurzen Zeit geschafft. Und auch hier hat sich wieder mal bestätigt, dass ein Umbau nicht so nebenher laufen kann. Niemals. Höchstens in Crazy-Town. Ich dachte das echt. Was für ein Trugschluss. Naja. Aber das war’s jetzt auch für mich mit Eigenleistung. Den Rest lass ich machen. Ich schwöre. Feierlich.

Ausblick Oktober 2021
Über folgende Themen berichte ich im Rückblick Oktober:

  • Von Magazingestaltung aus Leidenschaft
  • Von Logos für Neukunden
  • Von Kuchen und Kuchenmenschen