„Ich hasse Gendering“ habe ich oft als Antwort bekommen, wenn ich Freunde und Kunden fragte, wie sie darüber denken. In meinem Artikel How To: Gendering habe ich meine Texter-Kollegen dazu aufgerufen, praktikablere Varianten des Genderings von Texten zu entwickeln. Ich gehe mal mit gutem Beispiel voran und zeige euch in diesem Artikel zwei Ansätze, wie es funktionieren kann. Achtung: narzisstische Züge!
Vorab und um die Headline zu erläutern: Gendering bedarf keiner Lösung, denn Gendering in Texten ist kein Problem. Es ist nur kompliziert und macht Texte länger, als sie sein müssten – und das inmitten einer schnelllebigen Gesellschaft. Deswegen bezeichne ich die folgenden Versuche, alle Geschlechter in Texten einzubeziehen und das Gendering einfacher zu gestalten, in diesem Blogpost als „Ansätze“.
Ansatz 1: das Özern
Es ist abgeleitet von meinem Nachnamen Özer. Viele sprechen ihn unabsichtlich falsch aus, nämlich so, wie man ihn schreibt: mit Z. Da Özer aber türkischen Ursprungs ist, wird das Z als S gesprochen. So auch in dieser Gendering-Variante: Ein großgeschriebenes Z wird einfach an den Wortstamm angehängt und steht für weiblich, männlich und divers. In Schriftform einfach umzusetzen, beim Lesen und Sprechen gewöhnungsbedürftig, aber durchaus machbar. Der Artikel für alle geözerten Worte ist „die“ (im Plural). Bei Verwendung des Singulars kommt das neu eingeführte Wort „einZ“ zum Einsatz. Hier einige Beispiele:
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter = MitarbeiterZ
Wir suchen einZ MitarbeiterZ.
Schülerinnen und Schüler = SchülerZ
Die SchülerZ verhielten sich der Situation angemessen.
Leserinnen und Leser = LeserZ
Liebe LeserZ, herzlich willkommen auf meinem Blog.
Patientinnen und Patienten = PatientZ
Parken nur für PatientZ der Praxis Dr. Müller.
Zuschauerinnen und Zuschauer = ZuschauerZ
Die ZuschauerZ waren allesamt beeindruckt.
Ansatz 2: das Anglisieren
Was „cool“, „Style“, „Outfit“ etc. geschafft haben, schaffen auch andere Worte! Der wesentlich schwächere Ansatz, aber dennoch erwähnenswert, funktioniert mit Anglizismen. Das deutsche Wort wird jeweils durch den entsprechenden Anglizismus im Plural ersetzt und steht für weiblich, männlich und divers. In Schriftform ebenfalls einfach umzusetzen, beim Lesen und Sprechen stellenweise etwas holprig, und man muss des Englischen mächtig sein. Die bisherigen Regeln für personenbezogenes Gendern bleiben dabei bestehen (z. B. Wir suchen eine*n Mitarbeiter*in ...). Der Artikel für alle anglisierten Worte ist „die“ (Plural). Der Anglizismus wird in deutschen Texten großgeschrieben. Auch für das Anglisieren folgen einige Beispiele:
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter = Employees
Alle Employees haben ausgezeichnete Arbeit geleistet.
Schülerinnen und Schüler = Pupils
Die Pupils verhielten sich der Situation angemessen.
Leserinnen und Leser = Readers
Liebe Readers, herzlich willkommen auf meinem Blog.
Patientinnen und Patienten = Patients
Parken nur für Patients der Praxis Dr. Müller.
Zuschauerinnen und Zuschauer = Spectators
Die Spectators waren allesamt beeindruckt.
Wie geht es nun damit weiter?
Das weiß ich jetzt auch nicht so genau. Ich schicke die Idee auf jeden Fall mal an den Duden. Das erscheint mir angemessen.
Spaß, der Artikel ist natürlich eine spätsommerliche Ente. Dennoch: Zukünftig werde ich zumindest in all meinen Blogartikeln und Posts mit Ansatz 1, dem Özern von Texten, arbeiten. Wenn es sich etabliert, cool, falls nicht, wisst ihr zumindest was der Schreibfehler bedeuted ;-)
Was sagt ihr zu diesen Ansätzen? Habt ihr weitere? Ich habe es schon einmal gesagt und ich sage es wieder: Texter dieser Welt, lasst uns etwas entwickeln. Ich freue mich schon jetzt.