Mai 2020

LACH- UND SACHGESCHICHTEN

Heute ... mit dem Ein-Tag-Traum ... einem Orga-Freak der endlich wieder Pferde stehlen will ... Ska-Punks die ins Rampenlicht gerückt werden ... und natürlich mit der Maus und dem Elefanten. Ne, halt ... die zwei haben abgesagt. Aber den Rest lest ihr hier:

Der perfekte Sonntag. Ein-Tag-Traum.
Ich öffne die Augen. Es ist schon Mai. Ein Sonntag. Ich sinniere darüber, mich den Vorgaben der Regierung ganz eigennützig zu widersetzen. Aber nur ein bisschen. Einfach das zu tun, wonach mir der Sinn steht. Was ich für logisch und gesund halte. Aber heimlich. Ich möchte Eltern und Freunde sehen. Ich möchte Bier in der Sonne. Ich möchte grillen. Ich möchte etwas Verbotenes tun. Ich möchte Thrill. Beim Ausdenken wachsen mir Hörner. Gleichzeitig holen mich Gedanken von vergangenen Tagen ein. Als alles noch normal war. Ich schließe die Augen. Ich bin im Zug. Mit meinem Laptop. Der Blogartikel ist fast fertig. Ich schließe die Augen. Das Wohnzimmer meiner Eltern. Wir lachen, reden, reden lauter, noch lauter. Wieder etwas leiser. Es ist wie immer. Wir sind uns zu ähnlich. Der Umgangston: schroff aber schön. Ich schließe die Augen. Ich bin bei Freunden im Hof. Katja und Daniel. Wir trinken Bier. In der Sonne. Es fühlt sich an wie gestern, dabei ist es ewig her. Die Getränke schmecken besser als sonst. „Alle Last schmilzt von den Schultern wie warmes Wachs“ singt Peter Fox im Hintergrund und ich kann es spüren. Ich schließe die Augen. Der Garten von Tauberschmidts. Bastian grillt. Evelio und ich begutachten. Nadine und Christine bereiten Tisch und Beilagen vor. Die Zwillinge sind gut drauf. Wie meistens. Sonne: brennt auf den Rücken. Das Grillgut: ein Traum. Der Nachtisch: Donauwelle. Was will man Meer? Hohenlohe am Meer! Why not? Ich schließe die Augen. Wir sind zu dritt im Auto. Skandalöz, aber was tut man nicht alles für ein bisschen Thrill? Özer, duck dich! Evelios SUV ist höher als das Polizeiauto. Ich bin komplett schwarz gekleidet. Wie meistens. Es dämmert. Die Beamten schauen zu uns rüber, aber sehen mich nicht. Oder wollen sie mich nicht sehen? Ich schließe die Augen. Es ist Montag.

Rückwärts planen – ich liebe es. Nicht.
Wer mich kennt, weiß, dass ich immer sehr gut organisiert bin. So war ich auch vor Corona schon bis September ziemlich durchgetaktet. Nur noch wenige Wochenenden waren frei. Diese Art der Planung ist für mich perfekt. Anfang des Jahres telefoniere ich zuerst meine Bestandskunden ab und zurre die Termine für regelmäßig erscheinende Magazine, Kundenzeitschriften und Veranstaltungsbroschüren fest. Im Anschluss geht es an die Freizeitgestaltung. Ich trage die Festivals, Stadtfeste und Urlaube in die Lücken im Kalender ein. Dabei achte ich darauf, die Zeit perfekt zu nutzen und schlage mindestens 2–3 Fliegen mit einer Klappe. Ein vergangenes Wochenende letztes Jahr sah zum Beispiel so aus:

  • Donnerstagabend: Taschen packen für das Wochenende.
  • Freitag, 8 Uhr: auf gepackten Taschen im Café Gustav mit einer Freundin frühstücken.
  • Anschließend: Zug nach Crailsheim.
  • Während der Zugfahrt: Telefonate führen und E-Mails beantworten.
  • In Crailsheim: 2 Kundenterminen im Rathaus (meine Reisetasche parke ich traditionell bei meiner Optikerin im Kabuff).
  • Nach den Terminen: Jeans einkaufen, Marke und Größe sind mir schon klar.
  • Danach zu meinen Eltern: Mittagessen und ausruhen für abends.
  • 20 Uhr: mit Freunden zum Abendessen und Barbesuch treffen.
  • Samstagvormittag: Suit Up und ab zur Hochzeit. Ende ca. 3 Uhr.
  • Sonntag, 12 Uhr: Mittagessen mit der Familie, anschließender Besuch beim Patenkind.
  • 14 Uhr: Zug nach Stuttgart.
  • Während der Zugfahrt: Nachrichten beantworten und bloggen.
  • Zuhause angekommen: Auspacken und Wäsche waschen.
  • 19.00 Uhr: treffen mit Freunden zum Kochen und Tatort schauen.

Ob ich ein verdammter Freak bin? Ja. Aber ich bin ein verdammt effektiver Freak.

Und jetzt stellt euch mal vor, wie meine kleine zwangsneurotische Welt in tausend Scherben zerbrochen ist, als klar war, dass dieses Jahr das mühevoll geplante völlig umsonst war. Alles auf Anfang. Jede Planung dahin. Magazine, Kundenzeitschriften und andere Jobs mussten verschoben, oder abgesagt werden. Urlaube und Junggesellenabende mussten zurückgeplant und stellenweise um Rückerstattungen gebettelt werden ... Konzert- und Festivaltickets mussten umgeschrieben werden und man musste darum bangen, das langersehnte Konzerte auf 2021 verschoben werden.

Gut, so minutiöz wie das beispielhafte Wochenende war es natürlich noch nicht organisiert, aber der grobe Schlachtplan stand eigentlich. Vieles war Anfang Mai noch ungewiss, da die Politik auf Sicht fuhr. Ich hielt mich in der Zwischenzeit mit meinen Corona-Goals über Wasser, von denen ich im letzten Monatsrückblick erzählt hatte. Sie lenkten mich ab. Hier konnte ich planen und meinen Tag vollpacken. Zudem hatte ich trotz einiger weggebrochener Jobs, glücklicherweise einen vollen Schreibtisch. Dennoch war und ist die Situation sehr herausfordernd für mich. All die ungestohlenen Pferde, die ungeenterten Schiffe und all die Gassen ohne Hans Dampf ... Aber natürlich sind die Maßnahmen nachvollziehbar und verständlich, um Hochbetagte und Risikogruppe zu schützen.

Ich weiß, meine Probleme waren und sind Luxusprobleme. Aber mit diesen Kleinigkeiten halte ich meine komplette Maschinerie am laufen: Treffen mit Freunden und Familie. Gefüllte Auftragsbücher. Ein gut organisiertes Zeitmanagement. Regelmäßiger Sport zum Ausgleich. Die Aussicht auf den nächsten Urlaub. Die kleinen Gönnungen im Alltag.

Ich hätte im Strahl kotzen können – mit 3 Bar Druck – als ich so nach und nach die Urlaube und Events in weite Ferne rücken sah und sie, Stand jetzt, fast alle zurückgeplant und on Hold gesetzt habe. Doppelter Aufwand, ohne Ent- und Belohnung. Aber wie gesagt: es ist das kleinste Übel. Ich bin unendlich erleichtert und dankbar, dass alle Verwandten und Freunde gesund geblieben sind und ich genügend Aufträge hatte. Ich hätte derzeit in keinem anderen Land leben wollen als hier. Der Lockdown hat Deutschland im Gegensatz zu andern Ländern nur leicht touchiert – nichtsdestotrotz war das eine der beschissensten Erfahrungen die wir machen mussten. Im TV haben sie neulich gesagt, dass jede Generation ihr Opfer bringen muss. Wenn es unser „Opfer“ war, zuhause zu bleiben, können wir froh sein, so glimpflich davongekommen zu sein – falls wir schon durch sind mit dieser Nummer ...

Aktuell genieße die Lockerungen und nutze sie so gut es geht. Dabei merke ich, wie ich langsam wieder besser funktioniere und meine Stimmung steigt. Ich weiß vieles wieder anders zu schätzen und freue mich, dass es Tag für Tag wieder mehr in Richtung Normalität geht. Hoffen wir mal, dass das Gröbste überstanden ist.

Ska-Punk aus Calw
Mein Buddy Manu ist Drummer. Seit kurzem ist er Mitglied einer Band, die schon seit 2010 zusammen Musik macht. The Mofos spielen Ska-Punk – eine Musikrichtung die ich mir sehr gerne anhöre, vor allem im Sommer. Neben den ganz großen aus dem Genre, wie Reel Big Fish und Less Than Jake, treffen auch The Mofos meinen Geschmack. Die Songs der überwiegend aus Calw stammenden Musiker sind mir mittlerweile geläufig und zieren meine wöchentliche Playlist. Das Mindeste – wie ich finde – denn ich habe über Manu den Zuschlag für den Relaunch des Logos, die Erstellung der Homepage und das Definieren des Social-Media-Looks bekommen.

Das Logo ist so gut wie fertig und die anderen zwei Teile des Auftrags stehen in den Startlöchern. Das Release dauert noch etwas, man kann also gespannt bleiben.

Ausblick Juni 2020 
Über folgende Themen berichte ich im Rückblick Juni:

  • Naturerlebnispfad Degenbachsee
  • Der Businessplan ist endlich fertig
  • Städtetrip nach Dresden